Das Phantastik-Autor*innen-Netzwerk engagiert sich seit 2015 für die Verbreitung phantastischer Literatur und unterstützt Fantasy-Autor*innen, wo es kann. Einmal im Jahr schreiben sie ein Arbeitsstipendium aus, für das man sich in vier Kategorien mit seinem Manuskript bewerben kann. Dieses Jahr durfte ich die Jury Debüt mit meiner Expertise unterstützen.
Durch die Erfahrung aus vergangenen Stipendien haben wir vom Verein sehr präzise Anweisungen zur Vorgehensweise erhalten, das war für den Ablauf und die Arbeit sehr hilfreich. So durften wir beispielsweise während der Bewertungsphase nicht miteinander sprechen, sodass niemand beeinflusst wurde. Außerdem wurden alle Bewerbungen anonymisiert an uns geschickt, sodass wir keine persönlichen Gefühle reinspielen lassen konnten.
104 Autor*innen hatten ihre Texte nur in unserer Kategorie eingereicht und es war wirklich ein faszinierend bunter Mix. Seien es die Genres - von klassischer High Fantasy über SciFi-Abenteuer bis hin zu Zeitreise-Löchern war alles dabei - oder die Hauptcharaktere (ich verzeichnete einen erfreulichen Zuwachs an Diversity-Themen) bis hin zu den Handlungsorten. Über die Autor*innen kann ich natürlich nichts sagen, aber ich bin sehr gespannt, wer am Ende gewinnen wird und welches Manuskript zu wem gehört.
Ich habe mir zunächst ausgerechnet, dass ich pro Tag ca. 3 Einreichungen prüfen muss (wir hatten nach der Abgabefrist im Mai 2 Monate Zeit bis Ende Juli), es war also völlig entspannt zu bewältigen - wir mussten ja nicht das ganze Manuskript lesen, sondern nur ein Exposé von 2-3 Seiten und eine Leseprobe.
Aus meiner Zeit im Verlag habe ich mir angewöhnt, mir zunächst in der Leseprobe einen Eindruck von Schreibstil und Orthografie zu verschaffen. Nach einigen Seiten frage ich mich entweder "Cool, wie soll das weitergehen?" oder "Ohje, wo soll das hinführen?", dann lese ich das Exposé. Deshalb ist es so wichtig, im Exposé alle Besonderheiten, Wendungen und Enthüllungen zu erwähnen, damit wir einen korrekten Eindruck vermittelt bekommen. Falls mehrere Teile geplant sind, sollten auch deren Plots aufgeführt werden.
Falls ihr euch Sorgen macht, dass ihr keinerlei Chance hättet: Versucht es doch einfach im nächsten Jahr! Natürlich kalkulieren wir ein, dass das ein Erstlingswerk ist und gegebenenfalls Schwächen hat. Außerdem ist kein Manuskript fehlerfrei (die Fehler, die selbst Word unterkringelt, sollten aber schon korrigiert werden!), doch auch Autor*innen mit LRS sind schon weit gekommen. Denn: Das Stipendium ist ein Arbeitsstipendium, ihr sollt kein perfektes Manuskript einreichen, sonst gibt es ja gar nichts mehr daran zu arbeiten! Deshalb gab es dieses Jahr auch die Einschränkung, dass Manuskripte, die schon beim Lektorat liegen oder sogar veröffentlichungsreif sind, von der Bewerbung ausgeschlossen wurden.
Im August hatten wir dann unsere Meetings, wer auf die Shortlist kommen sollte und wer gewinnen wird. Nachdem jede Jury ihre Lieblinge gewählt (und manche Nacht durchdiskutiert) hat, wurden die Texte von den anderen Jurys überprüft und in eine finale Reihenfolge gebracht. Spannend, die Lieblinge aus der Hand geben zu müssen!
Ich glaube, wir haben einen tollen Mix entdeckt und ich wünsche allen, dass sie ihren Traumverlag finden werden. Die Gewinnenden werden am Buchmesse-Freitag im Oktober bekanntgegeben, sehe ich euch dort?
Update 22.10.23: Ich darf euch endlich die Gewinner*innen verkünden!:
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